wolljacke
Ein richtiger Hingucker, oder? Wir haben auf jeden Fall ein neues Lieblingsstück im Kleiderschrank!
Auf einem Flohmarkt bei Schleswig fanden wir zwei alte Wolldecken. Auch wenn es unseren Sofas nicht an Decken mangelt, konnten wir dem schönen Stoff nicht widerstehen. Die Wolle gehört mit zu den ältesten Materialien der Textilherstellung. Sie kann vom Schaf, aber auch von anderen Tieren stammen. Dazu gehören unter anderem: Alpaka, Kamel oder die (Kaschmir-)Ziege. Wolle ist warm und weich, knittert nicht so schnell und ist atmungsaktiv. Sie nimmt kaum Gerüche auf und wenn doch hilft es sie etwas zu lüften. Dadurch, dass in Wolle fett enthalten ist, perlt Wasser zunächst von ihr ab. Hinzu kommt, dass sie viel Feuchtigkeit aufnehmen kann und auch im nassen Zustand wärmt. Aber am allermeisten hält sie warm. Da niemand gerne friert, kamen wir auf die Idee aus der Decke eine Jacke zu machen.
Doch so ganz wollte uns das nicht gelingen. Aufgrund des dicken Materials drückten die Nähte an den Schultern und in den Armlöchern. Unzufriedenheit machte sich breit. Abbrechen und aufgeben? Immerhin hatten wir ja noch eine zweite Decke. Doch dafür war uns der Stoff zu schade und der Aufwand zu groß gewesen.
Stattdessen hing die Jacke einige Zeit am Treppengeländer. Bis wir uns dazu entschieden alle Nähte wieder aufzutrennen und noch einmal von vorn zu beginnen. Während des Zusammensteckens achteten wir darauf, dass die Karos genau aufeinander liegen. So sind auch die Taschen dementsprechend angepasst und das Muster ist vorher, wie nachher einheitlich. Ein Detail, für das in der Massenproduktion die Zeit fehlt und der Verschnitt zu uneffektiv wäre.
Auf einmal hatten die Schultern Platz und in den Armlöchern drückte es nicht mehr. Die Arbeit hatte sich gelohnt. Doch oft stellt einen alte Materialien von mehr als nur eine Herausforderung: Wie konnten uns die Mottenlöcher im Stoff zuvor entgangen sein? Aber auch hierfür fanden wir eine Lösung. In mühseliger Feinstarbeit trennten wir das Originallabel der Wolldecke ab, flickten es zusammen und applizierten es über eine kleine Loch-Ansammlung. So zieht es immerhin hier nicht mehr kalt rein. Was wir mit den restlichen Löchern machen, ist noch nicht ganz klar. Direkte Hilfe bekamen wir aus unserer Community. Dort wurde Stopfen, Übersticken (mit Zierstichen), Weben oder weitere Patches vorgeschlagen. Mal schauen was am Ende umgesetzt wird.
Fazit: Dieses Projekt hat uns wieder vor Augen geführt dass Handarbeits-Projekte nicht immer geradlinig verlaufen. Es ist okay sie zur Seite zu legen und eine Zeit lang Gras drüber wachsen zu lassen. Um dann neue Inspiration und Mut zu sammeln. »Try and error« ist das Motto. Es muss nicht immer alles beim ersten Anlauf gelingen.
liva hamburg, 20. februar 2023