hardanger stickerei
Die Hardanger Stickerei gehört zur Gruppe der Durchbruchstickereien und ist orientalischen Ursprungs. Entstanden ungefähr im 7. Jahrhundert in Persien gelangte sie zunächst nach Italien. Von Venedig aus verbreitete sich die Stickerei über rege Handelsbeziehungen mit dem norwegischen Bergen insbesondere am Hardangerfjord. Dort nahmen die Landfrauen die Stickerei aus dem fernen Süden auf und entwickelten sie weiter. Bekannt ist sie für ihre präzisen und filigranen Muster, die überwiegend auf weißem oder naturfarbenem Stoff ausgeführt werden.
Die norwegischen Bauern und Bäuerinnen begannen, ihre Kleidung und Heimtextilien mit dieser speziellen Technik zu verzieren. Die Stickerei war ein Ausdruck von Kreativität und Geschicklichkeit und diente gleichzeitig als Möglichkeit, die einfachen Leinenstoffe, die in ländlichen Haushalten weit verbreitet waren, zu verschönern.
Ein charakteristisches Merkmal der Hardanger Stickerei ist der Einsatz von geometrischen Mustern, die oft durch das Zählen von Fäden im Stoff erstellt werden. Typische Designs umfassen Sterne, Kreuze, Blumen und Diamanten, die durch Hohlsaum-Techniken und Durchbrucharbeiten ergänzt werden. Diese Techniken erfordern eine hohe Präzision, da sie auf dem Zählen und Schneiden von Fäden im Stoff basieren, um offene Muster zu erzeugen.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Hardanger Stickerei weiter und gewann an Beliebtheit, nicht nur in Norwegen, sondern auch international. Besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert erlebte sie eine Renaissance, als Volkskunst und handwerkliche Traditionen in ganz Europa wiederentdeckt und geschätzt wurden. Handarbeitszeitschriften und -bücher trugen dazu bei, das Wissen über diese Kunstform zu verbreiten, und viele Frauen begannen, Hardanger Stickerei als Hobby oder sogar als Erwerbsquelle zu betreiben.
Heute wird Hardanger Stickerei weiterhin praktiziert und geschätzt, sowohl in ihrer traditionellen Form als auch in modernen Interpretationen. Sie findet Anwendung in verschiedensten Textilien, von Tischdecken und Vorhängen bis hin zu Bekleidung und Accessoires. Kurse und Workshops in Norwegen und anderen Ländern helfen dabei, diese Kunstform an neue Generationen weiterzugeben, und das Interesse an handwerklicher Arbeit und traditionellem Design sorgt dafür, dass die Hardanger Stickerei auch in Zukunft lebendig bleibt.
Die Hardanger Stickerei ist mehr als nur eine Handarbeitstechnik; sie ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes Norwegens. Durch ihre fortgesetzte Praxis und Weiterentwicklung trägt sie dazu bei, die Verbindung zur Vergangenheit zu erhalten und gleichzeitig Raum für kreative Neuerungen zu bieten.
quellen
quellenverzeichnis enthält externe links:
Diedner, Marie (1914): Hardanger Stickererei. Beyers Handarbeitsbücher der Deutschen Moden-Zeitung, Band 16, Leipzig: Deutschland, Verlag Otto Bayer.
Hardanger-Sticktechnik, in: Wikipedia [Wörterbucheintrag]: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hardanger-Sticktechnik (abgerufen am 05.08.2024)
Kopp, Hannelore; Schäfer, Norbert; Burg, Helga (1982): Burda Sticklehrbuch. Bilder-Stickkurse mit zahlreichen Mustern erleichtern die Ausführung der über 150 Modelle, Offenburg: Deutschland, Verlag Aenne Burda.
Stradal, Marianne; Brommer, Ulrike (1990): Mit Nadel und Faden. Kulturgeschichte der klassischen Handarbeiten, Freiburg und Heidenheim: Deutschland, Verlag Herder, Freiburg und Heidenheimer Verlagsanstalt, Reproduktion und Druck: C.F. Rees GmbH.
elke olfen, 05. august 2024