Beyers Lehrbuch der Hausschneiderei
»Beyers Lehrbuch der Hausschneiderei«, erschienen um 1925 in Leipzig, ist ein echtes Highlight aus der Reihe »Beyers Hausfrauen-Bücherei«. Auf nur 47 Seiten zeigt dieses kleine Heft, wie einfach und sinnvoll es sein kann, Kleidung selbst herzustellen – und dabei seinen eigenen Stil einzubringen.
Schon in der Einleitung wird klar: Nähen bedeutet nicht nur Arbeit, sondern auch Freude. Der eigene Geschmack, die Möglichkeit, Altes neu zu gestalten, und der bewusste Umgang mit Materialien stehen im Mittelpunkt. Wer seine Garderobe selbst näht, spart nicht nur Geld, sondern schafft auch etwas ganz Persönliches.
Das Buch führt Schritt für Schritt durch die wichtigsten Grundlagen: Maßnehmen, Schnitte abnehmen, anpassen, Papierschnitte ausprobieren und schließlich zuschneiden. Alles ist klar strukturiert und leicht nachvollziehbar. Es folgen die Themen Anprobe, die wichtigsten Handstiche und Nähte sowie das richtige Annähen von Knöpfen und Knopflöchern.
Danach widmet sich das Heft der praktischen Umsetzung: Unterröcke, Blusenröcke, Blusen, Westen, Kleider und mehr – jeweils mit genauen Anleitungen und vielen praktischen Tipps. Vom Arbeiten von Falten bis zum Einnähen von Manschetten, vom Einsetzen von Taschen bis zum Herstellen von Hohlsäumen: Jede Technik wird direkt an einem konkreten Modell erklärt. Das macht das Lernen einfach und nachvollziehbar.
Besonders schön: Auch Verzierungen wie Ziernähte, Knöpfe oder selbstgemachte Stoffblumen werden vorgestellt. Selbst das oft unbeliebte Thema »richtiges Bügeln« bekommt seinen Platz.
Unser Exemplar ist in sehr gutem Zustand – der beiliegende ungenutzte Schnittmusterbogen und das ganze Heft machen große Lust aufs Ausprobieren. Die Illustrationen von Else Michael und Marianne Rimtschik bringen zusätzlich Schwung: liebevoll, manchmal augenzwinkernd und einfach sympathisch.
Das bereits vor 100 Jahren erschienene Lehrbuch zeigt, wie zeitlos Handarbeit sein kann. Es macht Mut, selbst aktiv zu werden und mit Kreativität und ein bisschen Geduld echte Lieblingsstücke zu schaffen.
»Es liegt ein großer Reiz in selbstgeleisteter Arbeit, sie erhöht die Freude am Besitz. Einem selbstgefertigten Kleidungsstück wird man auch viel eher eine persönliche Note geben können … Aber man kann auch – und darin liegt vor allem die Ökonomie – manches Vorhandene verwenden und manches alte Kleidungsstück umarbeiten.«
andrea hamburg, 27. april 2025